Die Stadtgeschichte

Die Stadtgeschichte

Die Stadt Bielsko-Biała existriert unter diesem Namen seit dem 1.Januar 1951, als zwei bisher separate, sich an zwei gegenüberliegenden Ufern des Grenzflusses zwischen Schlesien und Kleinpolen, Biała, befindende Ortschaften offiziell verbunden wurden. Damit wurde der lange historische Prozeß besiegelt, der schon im 19.Jahrhundert die Entstehung einer wirtschaftlichen Einheit veranlaßte – einer Einheit aus swei Städten von einer ineinander eingreifenden, jedoch unterschiedlichen Geschichte; einer Einheit, die damals schon nicht nur einmal mit dem heutigen Stadtnamen bezeichnet wurde.

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Um diese Geschichte und Kultur gut verstehen zu können, darf man nicht vergessen, daß der Fluß, der die beiden Städte voneinander getrennt hat, seit 1457 jahrhundertelang staatlicher Grenzfluß war. Die ältere der beiden “Schwesterstädte”, das schlesische Bielsko, befand sich bereits im 14.Jahrhun-dert in den Grenzen des böhmischen Königreichs und mit diesem gemeinsam war 1526 in die habs-burgische Monarchie von Österreich eingegliedert. Biała, has dem Kleinpolen gehörte, einst der Wei-ler des Dorfes Lipnik, war an der westlichen Grenze des polnischen Königreichs gelegen. Nach der ersten Teilung Polens im Jahre 1772 wurde Biała auch Österreich angeschlossen, seiner neu gegrün-deten Provinz – Galizien. Erst 1918 kehrten die beiden Städte in den wiedergeborenen polnischen Staat zurück – die ältere der beiden fast nach sechshundert Jahren!
Die Einwohner von Bielsko-Biała und der Umgebung lebten bis zum zweiten Weltkrieg in einer Vielvölkerregion. Es wohnten hier Deutsche, Polen und Juden, es gab auch Mächren, Böhmen, Ungarn und sogar Italiener. Alle Nationalitäten brachten gleichzeitig mehrere Elemente eigener Kulturen ein. Die meisten Einwohner sprachen Deutsch, is dem es an polnischen und jiddischen Entlehnungen nicht fehlte. Andererseits hat die hiesige polnische Bevölkerung mehrere deutshe Ausdrücke in ihre Umgangssprache angenommen.
Die Reformationszeit fand ein lebhaftes Echo auf diesen Gebieten. Einesteils hat sie zwar die hiesige Bevölkerung geteilt, andernteils hat der mit der Reformation verbundene Kult der Vorsorge und Arbeit in hohem Maße zur wirtschaftlichen Entwicklung der beiden Städte am Fluß Biała beigetragen. Im 19.Jahrhundert erschienen jüdische Synagogen und Gebetshäuser neben den katholischen und evangelischen Kirchen.
Seit dem 16.Jahrhundert prägte die Entwicklung der Tuchmacherei den Charakter und das Bild der Stadt Bielsko. Einhundert Jahre später begann dieses Handwerk auch am polnischen Ufer – in Biała – aufzublühen. Zu Beginn des 19.Jahrhunderts räumte das Handwerk der fabrikmäßigen Pro – duktion Platz ein und wurde bis Ende dieses Jahrhunderts davon völlig verdrängt. Noch in den Jahren nach den größten Wollindustriezentren in diesem Teil Europas.
n den gesellschaftlichen Bedingungen sowie in der Frage der politischen Angehörigkeit ist die Ursache dafür zu sehen, daß Bielsko – trotz seiner starken wirtschaftlichen Zusammenhänge mit dem polnischen Staat – Jahrhundertelang kulturell zu den tschechischen und österreichischen Ländern neigte. Nach dem Jahre 1772 war das auch ein charakteristischer Prozeß für das zu Galizien gehörende Biała, der sich in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts verstärkte, als die Monarchiehauptstadt, Wien, zum kulturellen Vorbild wurde. Von disen Tendenzen zeugen bis heute die Architektur und ein spezifisches Klima der Stadt, gemeinsam für alle Großstädte der ehemaligen habsburgischen Monarchie.
Der 2.Weltkrieg änderte grundsätzlich das Bild der Stadt. Er setze dieser Vievölkerstadt ihr Ende, er unterbrach die jahrhundertelang anhaltenden Kulturverbindungen; sogar die Geschichte der Stadt wurde für mehrere Jahrzehnte zur Vergessenheit verurteilt.